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  Rheinische Post, Lokales
Samstag 8.Juli 1995


Ein Gladbacher glaubt, St. Petersburg politisch fotografieren zu können

Vor zwei oder drei Jahren kannten ihn wenige, und schon gar keine Gladbacher. Es sei denn, sie hatten Andreas Magdanz als Mensch gemocht: In diesen Tagen ist er mit der regelmässigen Forschungsförderung des Landes bedacht worden, eine auch wiederum nur Kennern bekannte Auszeichnung für besondere Leistungen.

Kamera-Künstler

Magdanz ist Künstler und zwar mit der Kamera. Er lehrt an der Aachener Hochschule. Dort hat der 31jährige bei Professor Schürmann studiert, hat 1994 den Umbau des Suermondt-Ludwig-Museums fotografiert und in allen Phasen dokumentiert Die Rheinische Post hat vor Jahren eine Auswahl seiner Fotos veröffentlicht, jener Bilder, die Szenen aus der Eifel ebenso festhalten wie die alte Lindt-Schokoladenfabrik oder Bilder von seinen Reisen.
Magdanz sagt, es dauere Jahre, bis die Kamera das verlängerte Auge des Fotografen ist. Es scheint, als hätten seine Kameras - denn er benutzt die dem Motiv angemessene Optik - seine Sichtweise inzwischen begriffen.

Nun soll er mit dem Förderpreis von 50 000 Mark ein spannendes Projekt verwirklichen. Er möchte St. Petersburg fotografieren. Denn, so sagt der Gladbacher, er glaube, Fotografie könne auch politischen Einfluss haben: »Die Stadt abbilden, so, wie sie ist und geworden ist« Seine Idee: Solche Bilderbögen aus 50 oder 60 Fotos - über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte hinaus immer neu gefüllt - geben wieder, wie Städte und damit Gesellschaften sich entwickeln. »Wer vor fünf Jahren Berlin dokumentarisch fotografiert hätte und dies heute wieder tun würde, könnte Einfluss nehmen auf die Stadtplanung Berlins,« sagt Magdanz und weiss, wovon er redet. Seine Fotos vom Umbau des Aachener Museums in allen Phasen dokumentieren nicht nur der Weg vom Reissbrett des Architekten über den Rohbau zum fertigen Bauwerk, sie geben auch die Idee wieder - und enthüllen, dass Bau-Zwischenphasen die Architektur-Idee manchmal besser erfüllten als das Ergebnis.

Das ist sehr intellektuell, so scheint es. Es ist aber ein spannender Gedanke: Städtebauliche Wettbewerbe und Ideenskizzen in dicken Gutachten versteht kaum ein normaler Mensch. Fotos aber haben die Kraft des Bildes; sie bewegen Bilder in den Köpfen. »Meiner Ansicht nach kann , so zitiert der Fotograf Emil Zola, »niemand behaupten, etwas wirklich gesehen zu haben, bevor er es nicht fotografiert hat«. Eine guter Gedanke, denn hinsehen heisst auch hinwenden.

Nord-Süd-Park?

Und in diesem Zusammenhang könnte sich Gladbachs visionsbegabter Planungsdezernent Hormes noch rechtzeitig vor dem Start des Nord-Süd-Park-Projektes einmal mit Andreas Magdanz zusammensetzen. Idee und Wachsen und Werden des Parks fotografisch zu dokumentieren, das wäre etwas. Etwas, was der Mönchengladbacher für seine Heimatstadt und vielleicht mit seinen Studenten als Projekt durchziehen könnte.
 
 
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