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  Fotografie als Kunst,
das Motiv überleben zu lassen

Rheinische Post, 2. Januar 1993, Lokales
von Stefan Skowron


.........Fotokunst dagegen verfolgt Ideen, vermittelt Inhalte, verdichtet Erkenntnisse jenseits des Handwerklichen. Die Arbeit des gebürtigen Mönchengladbachers Andreas Magdanz ist Fotografie: Überzeugend, von sensibler Dominanz, überraschend, bewegend, trotzdem schlicht, fast einfach, ruhig. Sie wirkt wie Widerstand gegen die Bilderflut. Sie vermittelt komplexe Betrachtungsweisen, bewusste Inhalte, dokumentiert nicht zeitgeistgerecht oder medienverwertbar. Sie führt fort vom geschichtlichen Beleg einer Tat oder Person. Sie ist nicht mehr nur appellierendes Ablichten, sondern drückt Befindlichkeit, Anspruch und Einflussnahme aus. Andreas Magdanz versucht, sein Erleben der Umwelt dem Betrachter vorzustellen, ihn zu sensibilisieren für das Motiv, dessen eigenen bildnerischen Hintergrund, ebenso wie für die Entscheidung des Fotografen.

Schranken der Politik

Schon während der Studienzeit galt Magdanz' Interesse umweltpolitischen, ökologischen Fragen. Er arbeitete für die Ökologisch-Demokratische Partei und vertrat deren Ideen bei Wahlen zum Landtag und für das Europa-Parlament. Jedoch geriet der heute 29jährige in der Politik an Schranken, die allein mit Überzeugung nicht aufgehoben werden konnten. Es folgte die Rückbesinnung auf die Fotografie, mit Aufnahmen, die vor allem zeigen, was er vor Landschaften empfindet: meditative Ruhe, Gleichgewicht.
Fotografien geht Erlebnis voraus. Auf Reisen in die USA, nach Russland, Schottland oder Irland entstanden wichtige Bilder. Genauso findet Magdanz seine Motive aber auch beim Hinsehen in der nahen Umgebung. Wochenlang radelte er durch die Eifel, fand Menschen und Gegenstände, die zur Aufnahme reizen, etwa wenn Landschaften sich dem Blick öffnen, sich ein besonderes Licht bietet. Landschaft ist ein bedeutender Motivgeber des Mönchengladbachers, mal als komplexer Lebensraum, mal in Strukturen und Mikrokosmen, wie sie sich nur im Ausschnitt von Bäumen, Blättern, Bodenflächen finden. Magdanz hält ohne Pathos eine Schönheit fest, wie sie sich offenen Auges finden lässt.
Dabei ist seine Fotografie emotional, doch niemals rührselig oder verletzend. Leidenschaft gilt es ihm zu bewahren, nicht, sie voyeuristisch aufzuarbeiten.
Wie ein Maler entweder zur Kreide, zu Öl oder Aquarellfarben greift, sucht Magdanz nach der bildentsprechenden Kamera. Von der kleinen Minox C, die mehr unsichtbar und offen lässt, als dass es deutlich wird, bis hin zur stabilen, aufwendigen Plattenkamera. Jede Aufnahme, jedes Motiv, verlangt eigene Technik, vor allem auch eigenes Format: Magdanz arbeitet bis zu Quadratmeter füllende Vergrösserungen heraus. Mit den Unterschieden arbeitet er weiter bis zur Präsentation. Denn die hohen Massstäbe, die er an das einzelne Foto legt, gelten ebenfalls für die Qualität des fertigen Projekts, für seine dickleibigen Foto-Alben, die vom Gegensatz klein-gross oder Ruhe-Bewegung, Natur-Mensch leben und noch in den Bild-Titeln Sorgfalt widerspiegeln. Papier, Bindung, Auflage, spielen dabei ihre eigene, ergänzende Rolle.

Ohne Effekthascherei

Ihm geht es um Glaubwürdigkeit und Authentizität - eben um Nichtkünstlichkeit. Andreas Magdanz ist ein Fotograf des Greifbaren und des Sinnlichen. Mit seinen leisen, oftmals intim wirkenden Aufnahmen nähert er sich der Bildidee, die ihm vorschwebt. Dabei lässt er vieles gelten, verändert wenig, belässt dem Licht als Seele der Fotografie seine eigene Kraft, reduziert es nicht auf die Funktion, unverzichtbare technische Voraussetzung zu sein. Er gibt dem vorhandenen Licht neben dem Motiv Autorität, Bedeutung. Mit wenig Aufhell-Effekten und fast ohne Blitz geht es dabei auch um Wahrhaftigkeit: Nicht die Absprache, das Posieren und Manipulieren steht im Vordergrund. Deshalb ist Andreas Magdanz einer der wenigen Fotografen, die auf Neuigkeits­ und Effekthascherei verzichten, die vielmehr versuchen, dem Betrachter Platz für Phantasie und Erinnerung zu lassen.

........Nein, ein Selbstportrait hat er nie gemacht, sagt Andreas Magdanz, jedenfalls keines, das vorzeigbar wäre. Der Mönchengladbacher hat dennoch eines: Es zeigt ihn auf der Rad- und Bildertour durch die Eifel. Der Schatten eines Rad­fahrer auf dem Asphalt, aufge­nommen während der Tretarbeit. Sich selbst mit der ihm eigenen Distanz und Motivnähe zu fotografieren, sein Gesicht abzubilden, das liegt ihm sichtlich nicht. Dazu ist er zu unzufrieden, mit sich, mit den Verhältnissen und seiner Arbeit. Er spricht immer wieder von der Liebe zur Natur, und doch fotografiert er Menschen eindringlicher als vieles andere, und er bildet Menschenwerk mitunter atemberaubend ab: Einen Laden in Irland, Arbeiterinnen in einer Schokoladenfabrik, den Pater im Klostergang, das Geschäft in Monschau, das Egypt Basar heisst. Es gibt nur ein Magdanz-Bild, das ihm gefällt, ausgerechnet aus einem Videofilm. Aufgenommen wurde es als Nebenprodukt einer Arbeit seines Professors Wilhelm Schürmann - es zeigt den Mönchengladbacher wie er ist, ganz ohne Licht- und sonstige Effekte.
 
 
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